Heidegger: Ein philosophischer Sorgenfall?
Heidegger: Ein philosophischer Sorgenfall?
Vortrag von Dr. Adam Knowles, Philosophisches Seminar der Universität Zürich
Inwieweit muss man sich Sorgen um die Texte und das Denken Martin Heideggers machen? Einige Fakten im Fall Heideggers dürften spätestens seit jüngster Zeit klar sein: Heidegger war überzeugter Nationalsozialist, war Antisemit von einem ausgeprägten völkischen Schlag, und—was oft übersehen wird—hat als Rektor der Universität Freiburg die Universität in den Zeiten der Gleichschaltung brutal „arisiert.“ Die philosophische Bedeutung dieser Fakten bleibt dennoch umstritten.
Inwieweit sollte oder muss (so Jacques Derrida) man Heidegger lesen, nicht trotz seiner Nähe zum Nationalsozialismus, sondern gerade deswegen? Um das Thema Sorge anzusprechen, wird im Vortrag die Auffassung vertreten, dass die Literatur zu Heidegger sich oft um die falschen Sorgen kreist. In Diskussionen um den Nationalsozialismus im heideggerschen Denken wird der völkische Kern seines Denkens oft gar nicht in Betracht gezogen. Inwieweit dient das Denken Heideggers als Legitimation und Reinwaschungsort für das völkische Denken nach 1945? Heidegger wird oft gelesen, zitiert und geehrt von zeitgenössischen rechtsextremistischen und identitären Bewegungen im deutschsprachigen Raum. Sollte wir uns Sorgen darum machen? Oder darf die rechtsradikale Rezeption Heideggers den Philosophinnen egal sein?
Zeit: Donnerstag 1. Dezember 2022, 20:00-21:30 Uhr
Ort: Barockstube, Restaurant Karl der Grosse, Kirchgasse 14, 8001 Zürich